Teufelskreis der Sucht durchbrechen
Jugendliche Sucht- und/oder psychisch belasteter Eltern sprechen von ihren
Erfahrungen
14.3.2022 | Ob in den Kindergruppen „Lapislazuli“ in Mayen und „Helianthi“ in Andernach oder in
der „Jugendgruppe Palisander“: in allen drei Gruppen geht es um Heranwachsende, die mit der
Suchtbelastung und/oder psychischen Belastung ihrer Eltern konfrontiert sind, eine verunsichernde
Situation, in der die Gruppenangebote vom Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. und Dekanat
Mayen-Mendig Halt und Unterstützung bieten. Anlässlich der bundesweiten „Aktionswoche für
Kinder aus Suchtfamilien“ der NACOA (National Association for Children of Addicts) haben jetzt
drei Jugendliche der „Jugendgruppe Palisander“ in Mayen offen über ihre Situation gesprochen. In
unserem Text nennen wir sie Natascha und Wanda, beide 15 Jahre alt, und Toni, 13 Jahre alt.
Die Caritas-Mitarbeiterinnen Maike Hiester und Lea-Marie Faupel sowie Pastoralreferent David
Morgenstern vom pastoralen Raum Mayen-Koblenz begleiten die sieben Jugendlichen der Gruppe
„Palisander“ in Mayen, während Caritas-Mitarbeiterin Natalie Pauls für die Organisation aller drei
Kinder- und Jugendgruppen zuständig ist.
Aber wie geht man mit der Familiensituation um, wenn Mama oder Papa erkranken? „Bei meinen
Freunden spreche ich gar nicht darüber, die wissen nichts“, so Toni, während Wanda die Sache
offensiver angeht und „Verständnis bekommt“. Selbst über ihren Aufenthalt in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie und über ihre psychisch belastete Mutter hat sie mit ihren engen Freundinnen
gesprochen.
In der „Jugendgruppe Palisander“ können alle über alles sprechen und fühlen sich verstanden und
angenommen, so auch Natascha, der die Gruppenstunden Mut machen. Kommen Kinder und
Jugendliche in die Gruppen, haben sie bereits einen längeren Leidensweg hinter sich. Wenn die
Erkrankung sehr viel Platz einnimmt und zu Konflikten zwischen den Eltern führt, ist es für das Kind
oft schwer zurechtzukommen. So war es auch bei Toni: „Von der Krankheit habe ich schon recht
früh erfahren, als meine Eltern sich getrennt haben. Und ich spürte, dass da was nicht richtig ist.“
Bei Wanda war es die Mutter, bei Natascha der Vater: „Immer wenn mein Vater betrunken
aggressiv war, musste ich aufpassen, was ich sage und musste halt auf der Hut sein und schauen,
ist er aggressiv oder nicht, um zu sehen, wie ich mit ihm umgehen kann.“ Diese Situation kann
wütend oder traurig machen. Und die Gefühle sind berechtigt. Es kann aber auch zu Selbst-
vorwürfen kommen und es entstehen Fragen zur eigenen Rolle: „Was ist mein Anteil an der
Familiensituation?“, „Warum kann ich meinen Eltern nicht wirklich helfen?“ und vor allem „Bin ich
Schuld?“ Es sind Fragen, die auf dem Selbstwertgefühl lasten. Belastend sind auch Erwachsenen-
aufgaben, die dann von den Kindern und Jugendlichen übernommen werden. Wenn sich in der
Familie alles um die Erkrankung dreht, fühlen sich die Kinder oft alleine und schutzlos. Das Team
der drei Gruppen will die Kinder und Jugendliche entlasten und ihnen Mut machen: „Selbst, wenn
euch bewusst ist, dass ihr keine Schuld tragt, kann es sein, dass ihr in der Familie große
Verantwortung übernehmt. Das ist aber nicht Eure Aufgabe. Die Eltern haben die Verantwortung.
Ihr nicht!“ Deshalb sind die Gespräche in der Jugendgruppe „Palisander“ und in den beiden Kinder-
gruppen „Helianthi“ und „Lapislazuli“ auch so wichtig. Und in Gemeinschaft ist zu erleben, dass
man mit seinem Schicksal nicht alleine ist. Hier erhalten Kinder und Jugendliche das Rüstzeug,
sich nicht zum Sündenbock machen zu lassen. Andere in ähnlichen Situationen, so die einhellige
Meinung der drei Jugendlichen, sollten sich mit der Caritas in Verbindung setzen. „Man sollte sich
Hilfe suchen, da viele denken, man sei schuld. Das ist nicht der Fall“, rät Natascha. Und Toni
betont, dass man in dieser Situation nicht allein ist.
In jedem Fall gilt es, den Teufelskreis der Sucht und Selbstvorwürfe zu durchbrechen und den
Kindern und Jugendlichen Selbstbewusstsein und eine vertrauensvolle Perspektive zu geben.
Dafür stehen die Projekte „Palisander“, „Lapislazuli“ und „Helianthi“.
Mehr dazu auf der Homepage:
www.caritas-mayen.de/suchtberatung.htm
Teufelskreis der Sucht
durchbrechen
Jugendliche Sucht- und/oder psychisch
belasteter Eltern sprechen von ihren
Erfahrungen
14.3.2022 | Ob in den Kindergruppen
„Lapislazuli“ in Mayen und „Helianthi“ in
Andernach oder in der „Jugendgruppe
Palisander“: in allen drei Gruppen geht es um
Heranwachsende, die mit der Suchtbelastung
und/oder psychischen Belastung ihrer Eltern
konfrontiert sind, eine verunsichernde
Situation, in der die Gruppenangebote vom
Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. und
Dekanat Mayen-Mendig Halt und Unter-
stützung bieten. Anlässlich der bundesweiten
„Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien“
der NACOA (National Association for Children
of Addicts) haben jetzt drei Jugendliche der
„Jugendgruppe Palisander“ in Mayen offen
über ihre Situation gesprochen. In unserem
Text nennen wir sie Natascha und Wanda,
beide 15 Jahre alt, und Toni, 13 Jahre alt.
Die Caritas-Mitarbeiterinnen Maike Hiester und
Lea-Marie Faupel sowie Pastoralreferent David
Morgenstern vom pastoralen Raum Mayen-
Koblenz begleiten die sieben Jugendlichen der
Gruppe „Palisander“ in Mayen, während
Caritas-Mitarbeiterin Natalie Pauls für die
Organisation aller drei Kinder- und Jugend-
gruppen zuständig ist.
Aber wie geht man mit der Familiensituation
um, wenn Mama oder Papa erkranken? „Bei
meinen Freunden spreche ich gar nicht
darüber, die wissen nichts“, so Toni, während
Wanda die Sache offensiver angeht und
„Verständnis bekommt“. Selbst über ihren
Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
und über ihre psychisch belastete Mutter hat
sie mit ihren engen Freundinnen gesprochen.
In der „Jugendgruppe Palisander“ können alle
über alles sprechen und fühlen sich verstanden
und angenommen, so auch Natascha, der die
Gruppenstunden Mut machen. Kommen Kinder
und Jugendliche in die Gruppen, haben sie
bereits einen längeren Leidensweg hinter sich.
Wenn die Erkrankung sehr viel Platz einnimmt
und zu Konflikten zwischen den Eltern führt, ist
es für das Kind oft schwer zurechtzukommen.
So war es auch bei Toni: „Von der Krankheit
habe ich schon recht früh erfahren, als meine
Eltern sich getrennt haben. Und ich spürte,
dass da was nicht richtig ist.“ Bei Wanda war
es die Mutter, bei Natascha der Vater: „Immer
wenn mein Vater betrunken aggressiv war,
musste ich aufpassen, was ich sage und
musste halt auf der Hut sein und schauen, ist
er aggressiv oder nicht, um zu sehen, wie ich
mit ihm umgehen kann.“ Diese Situation kann
wütend oder traurig machen. Und die Gefühle
sind berechtigt. Es kann aber auch zu Selbst-
vorwürfen kommen und es entstehen Fragen
zur eigenen Rolle: „Was ist mein Anteil an der
Familiensituation?“, „Warum kann ich meinen
Eltern nicht wirklich helfen?“ und vor allem „Bin
ich Schuld?“ Es sind Fragen, die auf dem
Selbstwertgefühl lasten. Belastend sind auch
Erwachsenenaufgaben, die dann von den
Kindern und Jugendlichen übernommen
werden. Wenn sich in der Familie alles um die
Erkrankung dreht, fühlen sich die Kinder oft
alleine und schutzlos. Das Team der drei
Gruppen will die Kinder und Jugendliche
entlasten und ihnen Mut machen: „Selbst,
wenn euch bewusst ist, dass ihr keine Schuld
tragt, kann es sein, dass ihr in der Familie
große Verantwortung übernehmt. Das ist aber
nicht Eure Aufgabe. Die Eltern haben die
Verantwortung. Ihr nicht!“ Deshalb sind die
Gespräche in der Jugendgruppe „Palisander“
und in den beiden Kindergruppen „Helianthi“
und „Lapislazuli“ auch so wichtig. Und in
Gemeinschaft ist zu erleben, dass man mit
seinem Schicksal nicht alleine ist. Hier erhalten
Kinder und Jugendliche das Rüstzeug, sich
nicht zum Sündenbock machen zu lassen.
Andere in ähnlichen Situationen, so die
einhellige Meinung der drei Jugendlichen,
sollten sich mit der Caritas in Verbindung
setzen. „Man sollte sich Hilfe suchen, da viele
denken, man sei schuld. Das ist nicht der Fall“,
rät Natascha. Und Toni betont, dass man in
dieser Situation nicht allein ist.
In jedem Fall gilt es, den Teufelskreis der Sucht
und Selbstvorwürfe zu durchbrechen und den
Kindern und Jugendlichen Selbstbewusstsein
und eine vertrauensvolle Perspektive zu geben.
Dafür stehen die Projekte „Palisander“,
„Lapislazuli“ und „Helianthi“.
Mehr dazu auf der Homepage:
www.caritas-mayen.de/suchtberatung.htm