Frühe Hilfen sensibilisiert
geflüchtete Familien
Kindern mit Traumafolgestörungen und
Verhaltensauffälligkeiten helfen
27.7.2022 | „Meine Kinder waren zu klein und
haben von der Flucht nichts mitbekommen.“
Wie falsch diese von Erwachsenen geäußerte
Annahme ist, wird deutlich, wenn Kinder
Traumafolgestörungen und Verhaltens-
auffälligkeiten zeigen, ihre Entwicklung sich
verzögert oder zurückgeht. Für viele Kinder ist
Flucht die absolute Entwurzelung aus vert-
rauten Familienstrukturen, Werte- und Norm-
mustern. Selbst Babys kriegen mehr mit, als
sich Erwachsene vorstellen.
Familien mit Fluchterfahrung aus Afghanistan,
Syrien und Albanien waren beim Opstapje-
Familienangebot der Fachstelle Frühe Hilfen
angesprochen. Mit Fachkräften konnten sie
über belastende Erfahrungen und Gefühle
sprechen, denen auch ihre Kinder auf der
Flucht möglicherweise ausgesetzt waren.
Fluchterfahrungen auch von Erwachsenen kamen zur
Sprache. | Foto: Caritas
Mitarbeiterinnen der Fachstelle psychosoziale
Hilfen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und
Eltern des Caritasverbands Rhein-Mosel-Ahr
e.V. leiteten die Gruppe. Anhand des Bilder-
buches „Wasims Weste“ sprach Inga Machleit
vom Migrationsdienst mit den Eltern und
konnte erklären, was Kinder bei einer Flucht
erleben. Das beginnt schon beim Verlassen der
Heimatstadt, wenn Oma und Opa und andere
Verwandte zurückbleiben. Das setzt sich fort
mit traumatischen Fluchterlebnissen. Das
Bilderbuch zeigt aber auch, dass Kinder nicht
immer an den Umständen zerbrechen, sondern
Resilienz entwickeln. Auch die Mütter fanden
Raum, in der Runde über ihre Erlebnisse und
Ängste während der Flucht zu sprechen, und
eine junge Mutter fand sich selbst in dem
Bilderbuch wieder. Einige der Familien leben
schon einige Jahre in Deutschland, andere erst
ein paar Monate, weshalb niederschwellig
Dolmetscherhilfen angeboten wurden. Doris
Rauch übersetzte die Inhalte für syrische
Frauen ins Arabische, während Teilnehmer-
innen aus Afghanistan über eine Frau, die
schon länger in Deutschland lebt, mit der
Gruppe in Kontakt traten.
Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin
Maria Zagaynova vom Caritasverband kam mit
den Müttern ins Gespräch: „Achten Sie auch
auf sich und versuchen Sie, sich jeden Tag
etwas Gutes zu tun. Achten Sie auf ihre Kinder
und schauen Sie ganz genau, ob Ihr Kind
weitere Unterstützung braucht. Und scheuen
Sie sich dann bitte nicht, psychologische Hilfe
in Anspruch zu nehmen.“ Um ganz entspannt
nach Hause gehen zu können, wurde zum
Schluss noch gemeinsam für den Alltag eine
kurze Atemübung eingeübt.
Kerstin Dörnen-Rötering und Christa Fröhlich,
die regelmäßig die Opstapje-Gruppenangebote
begleiten, dankten Ihren Kolleginnen Maria
Zagaynova und Inga Machleit vom
Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge im
Fachdienst Migration der Caritas Mayen für die
vielen, in einfachen Worten verständlichen
Informationen.
Da Kinder und Jugendliche aus geflüchteten
Familien oft besonders belastet sind, bieten
Maria Zagaynova und Inga Machleit seit
einigen Jahren in Mayen therapeutische Spiel-
gruppen für Kinder und Jugendliche von 6 bis
16 Jahren an, die auch von ukrainischen
Flüchtlingen genutzt werden können. Kontakt
zum Migrationsdienst bei der Caritas Mayen:
02651 – 98 69 0
Die „Fachstelle Frühe Hilfen“, eine Kooperation
vom Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. und
von der Evangelischer Kirchengemeinde
Maifeld, wird maßgeblich vom Kreis Mayen-
Koblenz gefördert, der mit einer zusätzlichen
Förderung wöchentliche Opstapje-Gruppen-
angebote ermöglich.